Titel der Ausgabe 
MEDAON 4 (2010), 6
Weiterer Titel 

Erschienen
Erscheint 
zweimal jährlich
Preis
open access, Online-Zeitschrift

 

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Institution
MEDAON - Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung
Land
Deutschland
c/o
Redaktion MEDAON, HATiKVA e. V., Pulsnitzer Str. 10, 01099 Dresden, Tel. 0351/8020489,
Von
Gunda Ulbricht

Editorial

Wir freuen uns, dass sich mit der neuen Ausgabe die Redaktion wesentlich erweitert hat. Mit Mathias Berek, Michaela Christ, Kai Drewes, Tobias Ebbrecht, Alina Gromova und Anna-Dorothea Ludewig werden zukünftig in den Feldern der Filmhistoriographie, der Kultur- und Literaturgeschichte, der Geschichte und Wirkung der Shoah sowie in den Bereichen der Bildungs- und Vermittlungsarbeit jüdischer Geschichte und Gegenwart weitere kompetente AnsprechpartnerInnen für die AutorInnen zur Verfügung stehen.

Birgit Wiedl (St. Pölten) geht in ihrem Beitrag für die nunmehr sechste Ausgabe von Medaon der Darstellung und Erinnerung der antijüdischen Pogrome von 1338 im niederösterreichischen Pulkau nach, die nur den Beginn einer umfassenderen regionalen Verfolgungswelle bedeuteten, und untersucht, wie diese vor allem in der zeitgenössischen und anknüpfenden jüdischen und christlichen Geschichtsschreibung ihre (verdeckte) Widerspiegelung finden.

Hendrik Niether (Jena) lotet anhand der nach dem 8. Mai 1945 verfassten Briefe Max Prochowniks an seine in Leipzig lebende Nichte die Chancen und Grenzen offener postalischer Kommunikation eines jüdischen Exilanten unter den politischen Rahmenbedingungen des Kalten Krieges aus.

Vor dem Hintergrund eines gewichtigen Anteils von Protagonistinnen und Protagonisten mit jüdischen familiären Hintergrund an der ersten amerikanischen Punkgeneration geht Jonas Engelmann (Mainz) in einem dritten Aufsatz vor allem den textlichen Verweisen auf jüdische Kultur und Geschichte in den subkulturellen Praxen nach und fokussiert dabei auf Kontexte der Verwendung nationalsozialistischer Symbolik.

Während Anna Menny (München/Hamburg) grundlegend in die Fragestellungen ihres Promotionsprojektes zu den Beziehungen zwischen Jüdinnen und Juden und nichtjüdischem gesellschaftlichen Umfeld in Spanien nach 1950 einführt, erinnert Jana Mikota (Siegen) in der Reihe „Jüdische Schriftstellerinnen – wieder entdeckt“ an das Leben und Werk der in Auschwitz ermordeten Meta Samson (1894-1942). Karsten Fritz (Dresden) wirft ein Schlaglicht auf die Darstellung jüdischen Lebens in Film-Produktionen der DEFA-Studios.

Daniela Wittig (Dresden) stellt mit dem an dieser Stelle dokumentierten „Verzeichniß der Ruhenden auf dem israelitischen Friedhof zu Dresden“ von 1852, welches auch einen Belegungsplan umfasst, eine wiederentdeckte Quelle von lokal- und regionalhistorischer Bedeutung vor. Kai Drewes (Braunschweig) verdeutlicht mit einem konzentrierten Blick auf das Schreiben des Studenten Falk Weinreb vom 17. Januar 1905 an den Rektor der Technischen Hochschule Braunschweig die enge Verschränkung zeitgenössischer fremden- und russenfeindlicher Tendenzen an deutschen Hochschulen mit Antisemitismus.

In einem Beitrag für die Rubrik Bildung prüft Karin Zenker (Dresden) die didaktischen Potentiale der Handreichung „Sehen. Deuten. Handeln. Filme und Materialien zur Projektarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zum Thema Jüdisches Leben in Deutschland heute“, herausgegeben von der Amadeu Antonio Stiftung, sowie der darin empfohlenen Filme. Armin Krahl (Hamburg) reflektiert die Recherchen zweier lokaler Teams (Zabrze/Polen und Liberec/Tschechien) des transnational orientierten Erinnerungsprojektes [Weiße Flecken] der gemeinnützigen Initiative step21, die den bisher wenig erforschten Abläufen der Novemberpogrome vor Ort nachgingen. Christian Werner (Braunschweig) präsentiert den 2009 von einem SchülerInnen-Projekt realisierten Audioguide für das Jüdische Museum in Braunschweig.

Wie gewohnt, gibt eine Reihe von Rezensionen kritischen Einblick in aktuelle wissenschaftliche Publikationen.

Die aktuelle Ausgabe von Medaon wäre ohne die Unterstützung von Cathleen Bürgelt, Wendy Anne Kopisch und Phillip Roth sowie allen Gutachterinnen und Gutachtern nicht zustande gekommen – die Redaktion dankt ihnen herzlich.

Die Redaktion von Medaon im April 2010

Inhaltsverzeichnis

INHALTSVERZEICHNIS

Artikel

Birgit Wiedl - Die angebliche Hostienschändung in Pulkau 1338 und ihre Rezeption in der christlichen und jüdischen Geschichtsschreibung

Hendrik Niether - Briefe von Onkel Max. Schreiben aus dem Exil nach Leipzig, zwischen Shanghai und der SBZ, Israel und der DDR 1945-1969

Jonas Engelmann - Blank Generation? – Der amerikanische Punk als Reflexionsmedium jüdischer Geschichte

Miszelle

Anna Menny - Die spanisch-jüdischen Beziehungen und das Erbe von Sefarad in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Jana Mikota - Jüdische Schriftstellerinnen – wieder entdeckt: „Sollte sich Spatz nun freuen oder traurig sein, daß die großen Geschwister so weit fort waren?“ Die Schriftstellerin, Journalistin und Pädagogin Meta Samson

Karsten Fritz - Juden im Spielfilm der DDR

Quelle

Daniela Wittig - Wiederentdeckt: Das Friedhofsverzeichnis des Alten Jüdischen Friedhofs in Dresden aus dem Jahre 1852

Kai Drewes - Russophobie und Antisemitismus um 1900. Eine Eingabe des zionistischen Studenten Falk Weinreb an den Rektor der Technischen Hochschule Braunschweig

Rezension

Caspar Battegay / Barbara Breysach (Hg.): Jüdische Literatur als europäische Literatur. Europäizität und jüdische Identität 1860-1930 (Anna-Dorothea Ludewig)

Catrin Corell: Der Holocaust als Herausforderung für den Film. Formen des filmischen Umgangs mit der Shoah seit 1945. Eine Wirkungstypologie (Antonia Schmid)

Eliza Slavet: Racial Fever. Freud and the Jewish Question (Anthony D. Kauders)

Eva-Maria Ziege: Antisemitismus und Gesellschaftstheorie. Die Frankfurter Schule im amerikanischen Exil (Robert Zwarg)

Irmela von der Lühe, Axel Schildt und Stefanie Schüler-Springorum (Hg.): „Auch in Deutschland waren wir nicht wirklich zu Hause“. Jüdische Remigration nach 1945 (Nora Goldenbogen)

Matthias Schwerendt: „Trau keinem Fuchs auf grüner Heid, und keinem Jud bei seinem Eid“. Antisemitismus in nationalsozialistischen Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien (Gunda Ulbricht)

Rafael Herlich / Doron Kiesel: Weiterleben – Weitergeben. Jüdisches Leben in Deutschland (Thomas Fache)

Salomea Genin: Ich folgte den falschen Göttern. Eine australische Jüdin in der DDR (Annette Leo)

Bildung

Armin Krahl - [Weiße Flecken] – Ein internationales Jugendprojekt über nationalsozialistisches Unrecht

Christian G. Werner - Geschichte für die Ohren – Audioguide für das Jüdische Museum in Braunschweig

Karin Zenker - Sehen. Deuten. Handeln. Filme und Materialien zur Projektarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zum Thema „Jüdisches Leben in Deutschland heute“ – ein Arbeitsheft der Amadeu Antonio Stiftung

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